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Berufsvereinigung der Filmtonschaffenden Österreichs

TON IM FILM

Der Diskurs über die Gestaltungs- und Wirkmechanismen des audiovisuellen Mediums Films wird auch nach beinahe einhundert Jahren Tonfilm immer noch stark vom Bildlichen dominiert. Dementsprechend lassen Wissen und Verständnis für die Entstehung der Tonebene und die enormen kreativen Einflussmöglichkeiten der Filmtongestaltung nach wie vor zu wünschen übrig. Die folgenden Seiten enthalten Informationen mit denen Filmton Austria einen Beitrag zur Klärung vieler Fragen rund um die Tonspur des Films bieten möchte.

DAS FILMTON­DEPARTMENT

Wer macht was am Filmton?

An der Tonspur eines kommerziell hergestellten Filmes ist im Lauf der Produktion eine ganze Reihe von Filmschaffenden beteiligt – von der Originaltonaufnahme am Set, über die Montage bis hin zur Mischung und der technischen Fertigstellung – und nicht selten dauert die Tonfertigstellung eines Filmes sogar länger als etwa der Bildschnitt.
Zwischen dem Gros der Filmschaffenden am Set und dem Tondepartment gibt es dennoch kaum Berührungspunkte, sieht man vom, in der Regel zahlenmäßig kleinen, Originaltonteam ab. Selbst die Regie, die natürlich auch in der Tonpostproduktion künstlerisch entscheidend wirkt, hat nicht zwingend Kontakt mit jeder oder jedem beteiligten Kreaktiven. Kein Wunder also, das selbst Experten oft nicht genau wissen, welche Bereiche die einzelnen Mitglieder eines Tondepartments im Detail zu verantworten haben.
Im folgenden Artikel wird die Entstehung des Filmtons schematisch nachgezeichnet und ein Überblick über Arbeitsschritte und Personal geboten. weiter lesen >>>

BERUFSBILDER

Originaltonmeister*in

Andere Bezeichnungen sind: Settonmeister*in oder einfach nur Tonmeister*in. Im Englischen wird diese Position location sound recordist oder auch production sound mixer genannt.

Die oder der Settonmeister*in ist head of department, was die Filmcrew am Set, also während der Produktionsphase eines Films, betrifft. Sie / Er ist primär zuständig für die technisch und künstlerisch korrekte Aufnahme des Originaltons während des Drehens, wobei hier der Schwerpunkt zumeist auf dem Dialog und den Aktionsgeräuschen der Darsteller liegt. Hinzu kommt die organisatorische und dispositorische Verantwortung in Bezug auf alle Erfordernisse der Tonaufnahme (z.B. die Bereitstellung von Geräten), die Abstimmung mit den übrigen head of departments und natürlich die Kommunikation mit Regie und Produktion.

Für Details zum Berufsbild, notwendigen Anforderungen, Ausbildung etc. bitte weiterlesen >>>

Sounddesigner*in

Früher als Toncutter*in, Tonschnittmeister*in bezeichnet, hat sich heute im deutschsprachigen Raum der Begriff Sounddesigner*in durchgesetzt. Auch die Termini Soundeditor, Supervising Sound Editor und Sound Supervisor kommen vor. Auch im englischsprachigen Raum selbst gibt es für diese Position keine einheitliche Bezeichnung.

Die oder der Sounddesigner*in ist head of department, was die künstlerischen Entscheidungen während des Tonschnitts betrifft und koordiniert in der Regel die Arbeit der übrigen beteiligten Soundeditor*innen, Foley Artists usw. Welchen Teil des Tonschnitts sie / er dabei selbst übernimmt ist unterschiedlich und hängt stark von eigenen Präferenzen und der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Jedenfalls liegt es in ihrer / seiner Verantwortung die Vorstellungen der Regie künstlerisch und technisch adäquat umzusetzen. 

Für Details zum Berufsbild, notwendigen Anforderungen, Ausbildung etc. bitte weiterlesen >>>

Mischtonmeister*in

Mischtonmeister*in ist ein künstlerisch-technischer Beruf in der Filmton-Postproduktion. Die Tonmischung ist der letzte Schritt bei der Bearbeitung der Tonebene eines Filmes. Hier werden die im Sound Design vorbereiteten und gestalteten Filmton-Elemente (Originalton, ADR-Aufnahmen, Foley-Aufnahmen, Sound-Effekte, Atmosphären und Musik) vom / von der Mischtonmeister*in zu einem stimmigen Gesamtklangbild zusammengefügt.

bitte weiterlesen >>>

Foley Artist

Auch: Geräuschemacher*in. Der englische Titel Foley Artist leitet sich von dem US-amerkianischen Geräuschemacher Jack Foley (1891 – 1967) ab.

Der Beruf

Geräuschemacher*in ist ein kreativer und künstlerischer Beruf in der Filmton-Postproduktion dessen Aufgabe darin liegt, Geräusche und nicht – sprachliche Tonereignisse in einem Film mit Hilfe des eigenen Körpers, Requisiten und anderer Hilfsmittel zu erzeugen und nachzubilden.

Exkurs 1

Die Geräuschsynchronisation ist ein essentieller Bestandteil der Filmvertonung, bei welcher der / die Geräuschemacher*in in einem akustisch abgetrennten Raum, der sogen. „Foley Stage“ arbeitet. Seine/ihre engsten Partner sind dabei der/die Synchrontonmeister*in, welche*r die Geräusch-Aufnahme durchführt, sowie der/die Sounddesigner*in, der/die stellvertretend für die Regie für die gestalterische Umsetzung des Tonkonzeptes verantwortlich ist.

Früher durchaus üblich, ist die Anwesenheit der Regie während der Geräuschsynchronisation heute eher die Ausnahme. Gute Kommunikation und eventuell auch Abnahme-Vorführungen im Laufe des Arbeitsprozesses sind darum umso wichtiger.

Synchrongeräusche sind für eine sogenannte IT- (International Tape) Fassung, auch M&E- (Music & Effects) Fassung genannt, eines Films unbedingt notwendig. Diese stellt die Basis für eine fremdsprachige Synchronisation eines Filmes dar und beinhaltet alle klanglichen Ereignisse eines Filmes bis auf die Sprache.

Doch auch für die künstlerisch/dramaturgische Gestaltung der Originaltonfassung ist die Arbeit der Geräuschemacher*innen meist von größter Bedeutung.

Der ideale Zeitpunkt für eine Geräuschsynchronisation im Ablauf einer Filmton- Postproduktion ist nach Abschluss des Dialogschnitts und in einem fortgeschrittenen Stadium des Sounddesigns.

Aufgabenbereiche

Im Zuge der Geräuschsynchronisation steht der / die Geräuschemacher*in vor folgenden Aufgaben:

  • Synchrone Vertonung von Schritten und Bewegungsgeräuschen (Kleidung) unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Schuhe, Untergründe, Stoffe und Materialien
  • Vertonung von sichtbaren und nicht sichtbaren Aktionen der handelnden Figuren u.a. zur Herstellung einer räumlichen und zeitlichen Kontinuität der Erzählung
  • Klangliche Manifestation und Charakterisierung von Requisiten, Ausstattung, Maske und Kostüm nach dramaturgischen und gestalterischen Gesichtspunkten
  • Erschaffung von dramaturgisch erforderlichen Geräuschen im Sinne der Filmerzählung teilweise völlig unabhängig von den im Film tatsächlich verwendeten Requisiten
  • Erzeugung von teils artifiziellen Soundeffekten und atmosphärischen Sounds unter Ausnützung der tontechnischen Eigenschaften eines Mikrofons
Exkurs 2

Die Geräuschvertonung basiert zwar auf dem am Filmset ursprünglich aufgenommenen Originalton, geht aber gestalterisch weit darüber hinaus. Es werden Ereignisse, Bewegungen, Requisiten, Kostüme klanglich so dargestellt, dass sie für das filmische Werk den größtmöglichen dramaturgischen und erzählerischen Effekt erzielen, unabhängig von ihrem „tatsächlichen“ Klang. Hier sind die Kreativität und die akustische Vorstellungskraft eines / einer Geräuschemacher*in gefragt, die passenden Sounds zu kreieren.

Die Geräusche werden meist in nach Klang und Materialien separierten „Einzelteilen“ aufgenommen, dann im Foleyschnitt zusammengefügt und schließlich in die Arbeit der Sounddesignerin / des Sounddesigners integriert und mit allen anderen Komponenten der Filmvertonung bewertet und abgestimmt.

Ein / eine Geräuschemacher*in ist meist im Besitz eines großen Fundus aus Requisiten, Schuhen, Materialien und Gegenständen zur Erzeugung originärer und einzigartiger Geräusche. Immer wieder werden auch Original-Requisiten und Kostüme von den Dreharbeiten verwendet. Im Laufe ihrer / seiner Tätigkeit entwickeln Geräuschemacher*innen nicht selten individuelle Methoden der Klangerzeugung und ihren unverwechselbaren Sound.

Anforderungen

Als Voraussetzungen für den Beruf Geräuschemacher*in gelten:

  • Hervorragendes Hörvermögen
  • Kreativität und sehr gutes akustisches Vorstellungsvermögen
  • Musikalität und Rhythmusgefühl
  • Körperbeherrschung und handwerkliches Geschick
  • Verständnis für Dramaturgie und filmische Erzählweisen
  • Kenntnisse in Mikrofon- und Tonaufnahmetechnik
  • Allgemeines Verständnis des Arbeitsablaufes der Filmtonfertigstellung
Ausbildung

Für den Beruf Geräuschemacher*in gibt es in Österreich derzeit keine eigene Ausbildungsstätte. Erlernt wird er in der Regel im Zuge der Zusammenarbeit mit erfahrenen Kolleg*innen, entweder als begleitende Kraft, als Sounddesigner*in oder als Synchrontonmeister*in. Jahrelang erworbene Praxis ist unbedingte Voraussetzung für eine eigenverantwortliche Berufsausübung. Eine zugrundeliegende Ausbildung im Bereich Film oder Audio kann jedoch von Vorteil sein.

Synchrontonmeister*in

Auch: Aufnahmetonmeister Sprachsynchronisation oder ADR Aufnahme, Aufnahmetonmeister Geräuschsynchronisation oder FOLEY Aufnahme

Engl.: ADR recording, ADR mixer, FOLEY recording, FOLEY mixer

Der Beruf

Synchrontonmeister*in ist ein künstlerisch-technischer Beruf in der Filmton-Postproduktion der üblicherweise in einem Tonstudio in Zusammenarbeit mit Schauspieler*innen (Sprachsynchronisation) und/oder Geräuschemacher*innen (Geräuschsynchronisation) ausgeübt wird.

Seine Aufgabe besteht in erster Linie darin, einen technisch einwandfreien Ablauf der Aufnahmen zu gewährleisten und dabei natürlich auch die dramaturgischen und akustischen Erfordernisse der Filmerzählung zu berücksichtigen.

Synchrontonmeister*innen arbeiten unmittelbar dem Sounddesign, bzw. dem Dialogschnitt zu, weshalb eine enge Kollaboration mit den dafür zuständigen Sounddesigner*innen, Soundeditor*innen und der Regie notwendig ist, welche in der Regel bei den Aufnahmen zugegen sind.

Obwohl beide Betätigungsfelder eng verwandt sind, wird in der Folge zum besseren Verständnis zwischen ADR und FOLEY Aufnahmen unterschieden.

Aufgabenbereiche
Sprachsynchronisation, ADR Aufnahme
Exkurs ADR

ADR ist eine Abkürzung für Automatic Dialogue Recording, fallweise auch mit Automatic Dialogue Replacement oder Additional Dialogue Recording übersetzt. Dabei handelt es sich um die Aufnahme von gesprochener Sprache und anderen Lautäußerungen, die im Zuge der Tonbearbeitung vorgenommen wird um 

    • Im Falle von fremdsprachiger Synchronisation den ursprünglichen Dialog zu ersetzen,
    • Im Falle technischer oder gestalterischer Notwendigkeit vorhandene Original-Dialogpassagen auszubessern, zu ergänzen oder neuen Dialog hinzuzufügen.

Synchrontonmeister*innen kommen bei der ADR Aufnahme folgende Aufgaben zu:

  • Vorbereitung der Aufnahmesessions in der DAW [1] (Import von Audio und Bildmaterial sowie zu synchronisierenden Schleifen [2], ev. Texten)
  • Einrichtung der Audioinstallation für Originaltonwiedergabe, Einzähler [3], Aufnahme- und Talkbacksignal
  • Anpassung der Mikrophonierung an die Aufnahmesituation (z.B. Körpergröße und Position der Schauspielerin / des Schauspielers)
  • Tonaufnahme durch Bedienung der DAW im Schleifenbetrieb
  • Anpassung der Aufnahme an gewünschte akustische Erfordernisse (z.B. des Originaltons)
  • Überwachung der technischen Qualität der Aufnahme (Kontrolle der Aussteuerung und Vermeidung von Nebengeräuschen)
  • Export der Aufnahmen im jeweiligen Format (wird in Abstimmung mit der/dem zuständigen Editor*in festgelegt) zur Weiterverarbeitung im Dialogschnitt bzw. Sounddesign.

Für die gestalterischen Aspekte der Sprachsynchronisation sind in der Regel Regie und Sounddesign (bzw. zuständige*r Editor*in) verantwortlich, wobei letzterer auch die Überwachung der Synchronität zukommt. In dieser engen, für viele Darsteller*innen ungewohnten und zum Teil stressigen Arbeitssituation zeichnen sich gute Synchrontonmeister*innen umso mehr durch psychologisches Feingefühl aus.

Ziel ist es, für Darstellerinnen und Darsteller, sowie für die Regie eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die trotz aller notwendigen, technischen Erfordernisse größtmöglichen, kreativen Spielraum bietet. Zugleich erfordert die Sprachsynchronaufnahme ein hohes Maß an akustischen Vorstellungsvermögen, geht es doch schließlich darum, dass nachträglich aufgenommenes Tonmaterial am Ende nicht von Originalton zu unterscheiden sein sollte.

Geräuschsynchronisation, FOLEY Aufnahme
Exkurs FOLEY

Jack Donovan Foley war ein US-amerikanischer Geräuschemacher nach welchem auch heute noch im Englischen Foley-Artists bezeichnet werden – ein Terminus, der auch im deutschen Sprachraum durchaus üblich ist. Ihre Aufgabe besteht hauptsächlich darin, Geräusche und nicht-sprachliche Tonereignisse eines Films mit Hilfe des eigenen Körpers, Requisiten und anderer Hilfsmittel zu erzeugen und nachzubilden und dabei eine Synchronität mit dem Laufbild zu erzielen, die einen möglichst perfekten Wirklichkeitseindruck vermittelt. Dies ist unter anderem notwendig um …

    • ein sogenanntes International Tape [4] herstellen zu können, das als Basis für fremdsprachige Fassungen des Films dient,
    • Geräusche der Protagonisten (Kleidung, Schritte etc.) die beim Drehen nicht oder nur eingeschränkt aufgenommen werden konnten, zu ergänzen
    • den akustischen Gesamteindruck des Filmes durch gezielte Manipulation einzelner Klangereignisse im Sinne der Dramaturgie zu verstärken.

Synchrontonmeister*innen kommen bei der FOLEY Aufnahme folgende Aufgaben zu:

  • Vorbereitung der Aufnahmesessions in der DAW (Import von Ton- und Bildmaterial)
  • Einrichtung der Audioinstallation für Originaltonwiedergabe, Aufnahme- und Talkbacksignal
  • Anpassung der Mikrophonierung an die Aufnahmesituation (z.B. Raumgröße der Foley Stage, zu erwartende Lautheit des Geräusches etc.)
  • Tonaufnahme durch Bedienung der DAW und Kommunikation mit dem/der Geräuschemacher*in
  • Anpassung der Aufnahme an gewünschte akustische Erfordernisse (z.B. des Originaltons) mittels Filterung, Hallanpassung etc.
  • Überwachung der technischen Qualität der Aufnahme (Kontrolle der Aussteuerung und Vermeidung von Nebengeräuschen)
  • Export der Aufnahmen im jeweiligen Format (wird in Abstimmung mit der/dem zuständigen Editor*in festgelegt) zur Weiterverarbeitung im Dialogschnitt bzw. Sounddesign.

Foleys sind ein gar nicht hoch genug einzuschätzender Bestandteil jeder Filmvertonung, dennoch wird der Geräuschsynchronisation aus Kostengründen oft nicht die Zeit eingeräumt, die wünschenswert wäre. Umso entscheidender ist ein reibungsloser, konzentrierter Workflow, der ein hohes Maß an Übersicht, akustischem Vorstellungsvermögen, ton-dramaturgischem Verständnis und Kommunikation verlangt. Daher ist es vorteilhaft und wünschenswert, wenn auch die für das Sounddesign (bzw. den Foley Schnitt) verantwortliche Person während der Geräuschaufnahme anwesend ist. In manchen Fällen kann auch die Anwesenheit der Regie hilfreich sein – in jedem Fall ist eine gute Abstimmung und Kommunikation mit ihr notwendig.

Allgemeine Anforderungen an Synchrontonmeister*innen
  • Umfassende Kenntnisse der Tonstudiotechnik und Digitaler Audio Workstations
  • Allgemeine Grundlagen und Workflow der Filmtonpostproduktion
  • Akustisches und Ton-dramaturgisches Vorstellungsvermögen
  • Sehr gute Kommunikations- und Teamfähigkeit
  • Psychologisches Feingefühl
  • Stressresistenz, Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit über lange Zeit
Ausbildung und Arbeitsausübung

Ausbildungen zum Tonmeister, mit etwas unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, gibt es in Österreich vonseiten

Verfügt man über anderweitig erworbene Kenntnisse der Hochfrequenz und Radiotechnik kann der Beruf aber auch direkt in einem auf Filmton spezialisierten Tonstudio erlernt werden.

Sehr oft wird der Beruf auch als Vorstufe oder bereits in Verbindung mit Tätigkeiten in den Bereichen Filmtonmischung und Sounddesign ausgeübt.

[1] Digital Audio Workstation
[2] Zu Zeiten analoger Tonbearbeitungen wurde Magnetband in Schleifen geklebt um ein wiederholtes Abspielen einzelner Takes zu ermöglichen. Diese Bezeichnung hat sich im deutschen Sprachraum gehalten.
[3] Zur leichteren Erzielung der erwünschten Synchronität wird einer Schleife meist ein rythmisches Einzählgeräusch mit gleichzeitig eingeblendeten Ziffern vorangestellt.
[4] Eine IT oder auch M&E (Music & Effects) Fassung eines Filmes enthält Musik und den gesamten Ton bis auf die im Original gesprochene Sprache der Protagonist*innen.

Boom Operator

coming soon …

Utility Sound Technician (2. Tonassistenz)

Die 2. Tonassistenz unterstützt das Team aus Set-Tonmeister*in und 1. Tonassistenz/Boom Operator bei Dreharbeiten sowohl am Set als auch im Hintergrund. Sie arbeitet nach  Anweisung von Set-Tonmeister*in und fallweise auch der ersten Tonassistenz. Die zweite Tonassistenz kann eine erste Tonassistenz nicht ersetzen, sondern nur ergänzen!

Die Aufgaben einer 2. Tonassistenz
Equipmentassistenz

Die zweite Tonassistenz

  • übernimmt Aufgaben beim Aufbau des Equipments, bei Abbau und Motivwechsel;
  • betreut Kabelwege von und zur Tonstation (Tonwagen);
  • betreut Mithör-Einheiten für  Regie, Script und andere Personen
  • holt/retourniert benötigte Equipmentteile, kümmert sich um Lagerung und Equipmentpflege, lädt bei Bedarf Akkus am Set
  • unterstützt ggf. bei Aufbau und Zuspielung von Playbacks
  • mikrofoniert Spielfahrzeuge nach Vorgabe von Set-Tonmeister*in, baut diese nach Dreh wieder aus
  • hält die Kommunikation mit den Kameraassistent*innen bezüglich Timecode Jam der Kameras, teilt die Timecodegeneratoren aus;
Eliminieren von Störgeräuschen, akustische Verbesserung von Räumen
  • Z.B. Teppiche zur Dämpfung von Schrittgeräuschen legen, Schuhe von Darsteller*innen abkleben usw.
  • Hilfestellung beim Aufhängen von reflexionsdämmenden Materialien
  • Nach Absprache Abschaltung und Wiederinbetriebnahme von Kühlaggregate, Lüftungen, Klimaanlagen etc.
Boom Assistenz bzw. zweiter Boom
  • ist nach Möglichkeit bei Proben anwesend, boomt nach Anweisung von erster Ton-Assistenz oder Set-Tonmeister*in bei Bedarf als zweite*r Boom Operator*in
  • unterstützt Boom Operator*in bei Bedarf (Führung beim Rückwärtsgehen, Leiter/Bühnenkiste organisieren, Kabelhilfe…)
Verkabeln von Darsteller* innen
  • Unterstützung der Set-Tonmeister*innen beim verdeckten Anbringen drahtloser Ansteckmikrofone (je nach Ermessen von Set-Tonmeister*in auch eigenständig (insbesondere in wiederkehrenden Standardsituationen))
  • Verwaltung drahtloser Mikrone und Sender, z.B. bei Kostümwechseln oder bevor Darsteller*innen das Set verlassen
  • Wechsel der Senderbatterien auf Anweisung
Teamergänzung /Ausfallssicherheit
  • Im Ausnahmefall kann die zweite Tonassistenz kurzfristig Aufgaben eines Boom Operators (1. Tonassistenz) übernehmen (z.b. bei Teilung des Tonteams oder plötzlichem Ausfall eines Mitglieds)
  • Ausführung gegebenenfalls ergänzender Aufnahmen von Atmosphären oder Nurtönen
Anforderungen/Qualifikation

Kenntnisse zur Bedienung spezifischer Tongeräte; Verständnis für Verkabelung und Signalfluss zwischen verwendeten Geräten. Verständnis für Logik und technische Grundlagen von Tonaufnahmen für Film; gegebenenfalls die Fähigkeit, in einfachen Multitrack Setups (Zweitrecorder) Tonaufnahmen zu machen. Arbeitspraxis mit Angelmikrofonen und beim Einbau von kabellosen Ansteckmikrofonen.

Körperliche Eignung zum Boomen (Führen von Mikrofonangeln); Seterfahrung; Kommunikationsbereitschaft und Taktgefühl.

Bereitschaft zu Projektarbeit, überlangen Arbeitszeiten und Einsatz an wechselnden Drehorten.

MATERIALIEN
KONZEPTE
TEXTE

14 Forderungen für eine bessere Zusammenarbeit

Die folgenden 14 Forderungen entstammen einem Positionspaier für die Filmpostproduktion in Frankreich, herausgegeben im Februar 2019 von den Berufsverbänden L’ASSOCIATION DES ARTISTES BRUITEURS (ADAB), L’ASSOCIATION DES MIXEURS (ADM), L’ASSOCIATION FRANÇAISE DU SON À L’IMAGE (AFSI) und LES MONTEURS ASSOCIÉS (LMA).

Im November und Dezember 2018 kamen an die 160 französiche Editoren, Sounddesigner, Foley Artists, Mischtonmeister und Postproduktionssupervisor zusammen um Erfahrungen auszutauschen und Vorschläge zu erarbeiten, wie der dramatischen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in der Postproduktion etwas entgegengesetzt werden könnte. Im Vorwort heißt es dazu:

Obwohl wir bereits wussten, dass unsere Berufe im Tarifvertrag für die Filmproduktion ungerecht behandelt werden, lieferte diese nationale Konsultation uns erst die Instrumente, um die Zunahme der Arbeitsbelastung, die Kürzung der Budgets, die Komprimierung der Arbeitszeit, die Inkohärenz der Zeitpläne, die wachsende Kluft zwischen unseren Berufen, den zu geringen Einsatz von Assistenten und die Zunahme der Delokalisierung zu messen…

Ein bestimmtes Wirtschaftsmodell hat Wind in den Segeln und gewinnt jedes Jahr an Gewicht: Paketdeals oder, mit anderen Worten, Rundum Sorglos Pakete für Filmpostproduktionen. Die Produktionsfirmen lagern damit den Herstellungsprozess der Tonnachbearbeitung, des Sounddesigns und oft auch bereits schon der Schnittassistenten teilweise oder vollständig aus.

Auch wenn es dieses Geschäftsmodell vordergründig ermöglicht, mit den für die Postproduktion veranschlagten Budgets auszukommen, schadet es dem kreativen Prozess des Films erheblich. Der Grund dafür ist, dass die Postproduktion – trotz der Zweideutigkeit ihres Namens – in jeder Phase der Filmherstellung Teil der Entstehung des Filmes ist. Ihre technischen und künstlerischen Fragen sind ein integraler Bestandteil der Herstellung eines Films.

Es müssen daher stets die Frage, was im Zuge der Postproduktion geschehen soll, im Auge behalten werden und es muss zugleich garantiert sein, dass Regisseurinnen und Regisseure sich ihr Team weiterhin frei aussuchen können um ihre Vision verwirklichen zu können.

Es ist dringend notwendig, dass wir handeln!

Das Ergebnis der Beratungen ist ein mehr als 50 Seiten starkes Dokument, in dem detailreich erklärt wird, wie es zu den einzelnen Forderungen kam und warum sie für die Verbesserung der Zusammenarbeit in der Filmpostproduktion so wichtig sind.

Am Ende steht ein dringender Appell:

Diese Vorschläge sind realistisch; sie müssen nur umgesetzt werden!
Wir bitten alle, die in diesem Bereich tätig sind, insbesondere Produzenten, Herstellungs- und Produktionsleiter, sowie Postproduktionsleiter diese Vorschläge umzusetzen um nicht nur unsere Berufe, sondern auch die Vielfalt und Qualität unserer Filme am Leben zu erhalten!

Die Berufsvereinigung Filmton Austria kann sich dem nur anschließen und hat sich daher die Mühe gemacht, eine Kurzfassung der 14 Vorschläge ins Deutsche zu übersetzen. Die vollständigen Dokumente in Französich und Englisch stehen rechts zum Download bereit.

Zu den 14 Forderungen …

Randy Thom über Sounddesign

The biggest myth about composing and sound designing is that they are about creating great sounds.  Not true, or at least not true enough.  

What is Sound Design?  
You may assume that it’s about fabricating neat sound effects. But that doesn’t describe very accurately what Ben Burtt and Walter Murch, who invented the term, did on „Star Wars“ and „Apocalypse Now“ respectively.  On those films they found themselves working with Directors who were not just looking for powerful sound effects to attach to a structure that was already in place.  By experimenting with sound, playing with sound (and not just sound effects, but music and dialog as well) all through production and post production what Francis Coppola, Walter Murch, George Lucas, and Ben Burtt found is that sound began to shape the picture sometimes as much as the picture shaped the sound.  The result was very different from  anything we had heard before.  The films are legends, and their soundtracks changed forever the way we think about film sound.  weiter lesen auf filmsound.org >>>

See with your ears - Steven Spielberg und Sounddesign

Wer sehen möchte, wie zum Beispiel jemand wie Steven Spielberg weiß Ton als Gestaltungsmittel einzusetzen, für den haben wir hier ein Video verlinkt, das es wert ist gesehen zu werden.

Erstellt wurde es von Evan Puschak, der unter dem Pseudonym Nerdwriter für das Portal Creative Planet Network schreibt. Im Einleitungstext zum Video heißt es:

So schön die Kinematografie von Janusz Kaminski auch ist, „München“ ist auch ein Film, der gehört werden will.

Obwohl Filme als vorwiegend visuelles Medium erscheinen, ist das Visuelle in den Worten des Nerdwriters Evan Puschak: „.. einfach die Oberfläche des Geschehens, während der Ton der eigentliche Puppenspieler ist, derjenige, der wirklich die Macht hat. Das folgende Video schlüsselt das Sounddesign in einer Szene aus dem Film „München“ (2005) auf und widmet sich der Frage, wie Steven Spielberg und Sounddesigner Ben Burtt den Ton so manipulieren, dass man wortwörtlich „mit den Ohren sehen“ kann.

Wie Puschak selbst sagt: „Ein Schlüssel zur Macht des Sounddesigns ist seine Unsichtbarkeit. Wenn ein Dialog nahe klingt, dann ist man schon nah am Geschehen“. Da wir Bilder auf einer Leinwand unmittelbar als realistisch empfinden, merken wir nicht, dass in Wahrheit der Ton unsere Aufmerksamkeit (fehl)leitet, d.h. uns Dinge zeigt, die etwa weit weg sind und trotzdem sehr nah klingen.

In der analysierten Sequenz warten Eric Bana und sein Team von Attentätern darauf, dass die Familie eines Mannes abreist, damit sie diese Zielperson mittels einer Bombe töten können, sobald diese ans Telefon geht (wodurch die Bombe erst ausgelöst wird).

Spielberg und Burtt erreichen ihr Ziel, indem sie „zuerst ein Bett aus konstanter, lauter Stadtatmosphäre aufbauen und dann Schlüsselgeräusche herausgreifen und aneinander reihen“. Zu den Sounds, welche die eigentliche Geschichte erzählen, gehören das Geräusch des Autos des Attentäters, wenn es ankommt, dann der Dialog der Tochter und der Frau des Mannes, wenn sie aus dem Haus kommen, gefolgt von einem Signal, das anzeigen soll, das der Plan nun umgesetzt werden kann. Aus dem Nichts ertönt jedoch plötzlich das Dröhnen eines Lastwagens, eine unerwartete Entwicklung, die den Plänen der Attentäter einen Strich durch die Rechnung macht. Weil der Lkw ihnen die Sicht versperrt ist es ihnen nicht möglich zu sehen, dass das Auto mit Mutter und Tochter zurückkehrt, weil die Tochter etwas in der Wohnung vergessen hat. Während sie ins Haus läuft, steigt die Spannung. Die Geräuschkulisse wird immer impressionistischer und gipelt schließlich in einem Moment totaler Stille kurz vor der Explosion.

Puschak merkt an, dass jeder, der sich für Filmemachen interessiert, versuchen sollte, eine Szene wie diese zu erschaffen, also eine Szene „ohne Dialog, ohne Musik, nur mittel Kameraführung und Sounddesign erzählt“. Dieses Video lässt einen in ausgezeichneter Weise miterleben, wie klug eingesetztes Sounddesign weniger ein „realistischer“ Kontrapunkt zur Handlung auf der Leinwand ist, sondern eher zum unsichtbaren Geschichtenerzähler wird.

Zum Video SEE WITH YOUR EARS auf www.nofilmschool.com (2018)

Sound Is - interaktive DVD

Sound Is .. DVD Cover

.. almost like a drug.
It’s so pure that when it goes in your ears, it instantly does something to you.

(David Lynch)

 

 

Eine interaktive DVD über Filmtongestaltung.
Realisiert mit freundlicher Unterstützung von:

sound_is_sponsoren.png

FILM bedient sich vieler Gestaltungsmittel. Der Ton ist aufgrund seiner Eigenschaft, direkt auf unsere Emotionen einzuwirken, ein ganz wesentliches davon. Er hilft mit, auf der Leinwand eine phantastische Wirklichkeit entstehen zu lassen, Raum und Zeit zu beschreiben, unsere Aufmerksamkeit zu lenken, Spannung zu erzeugen und den Menschen, Dingen und Orten ihren spezifischen Charakter zu verleihen.

DAS KINO st ein magischer Ort, im Grunde aber nicht mehr als eine technische Apparatur. Deshalb bedarf es der gekonnten Transformation von Bild und Ton, um die Wirklichkeit der Natur in jene des Filmes zu übertragen.

DER FILMTON durchläuft von der Aufnahme am Set bis zur Projektion eine Vielzahl von Bearbeitungen.  Was uns am Ende als vollkommen natürliche Klangebene erscheint ist in Wahrheit das Ergebnis eines aufwändigen künstlerischen Prozesses. Und der wird meist dann als gelungen angesehen, wenn er selbst nicht mehr bemerkt werden kann, sondern Ton und Bild vollkommen verschmelzen.

DAS SOUNDDESIGN st jener Montageprozess, in dem das  klangästhetische Konzept eines Filmes entworfen und umgesetzt wird. Hier entsteht eine Unzahl von Tonspuren, angeordnet in den Ebenen SPRACHE, GERÄUSCHE, ATMOSPHÄREN und MUSIK. Dies ist unter anderem zweckmäßig, um neben der Originalfassung auch eine internationale Tonmischung herstellen zu können. Sie beinhaltet keine Sprache und ist die Basis fremdsprachiger Synchronfassungen.

sound_is_tonselektor.pngDIESE DVD richtet sich an Insider, Branchenkollegen, Studenten und interessiertes Fachpublikum. Sie gibt Ihnen die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen der Tongestaltung zu werfen. Es werden Ausschnitte aus österreichischen Kinofilmen präsentiert und Sie selbst können wählen, welchen Ton Sie hören. Ein Erläuterungstext bietet zudem Hinweise darauf, was an dem jeweiligen Ausschnitt besonders beachtenswert ist.
Hören und sehen Sie Film einmal anders und vergleichen Sie etwa die Endmischung mit der internationalen Fassung oder dem Originalton vom Set. Widmen Sie sich ganz den Geräuschen oder lassen Sie einfach nur mal die Musik weg.

INFO
Die DVD beinhaltet keinen Film sondern ein Programm. Zum Abspielen ist ein Computer mit installiertem Adobe Flash-Player notwendig.
Die DVD ist kostenlos (solange der Vorrat reicht) und kann über Filmton Austria bezogen werden. Kontaktieren Sie eines unserer Mitglieder oder schreiben Sie uns eine Mail an .

Das Material auf dieser DVD ist urheberrechtlich geschützt. Jede unauthorisierte Vervielfältigung oder Veröffentlichung – insbesonders in Online-Medien – ist untersagt.

Sounddesign erkennen

Wie erkennt man die Arbeit von Sounddesigner*innen? Am besten gar nicht, würde diese wohl antworten, gilt es doch als höchstes Ziel, die akustische Ebene eines Films so stimmig und subtil zu gestalten, dass sie sich vollkommen harmonisch in den Erzählfluss einfügt. Das macht natürlich allen das Leben schwer, die das Sounddesign eines Filmes vielleicht beurteilen möchten – Mitgliedern der Jury eines Filmfestivals zum Beispiel.

Der folgende Artikel wurde daher ursprünglich auch für die DIAGONALE, das Festival des Österreichischen Films verfasst, das seit dem Jahr 2013 auch Preise für das beste Sounddesign von Spiel- und Dokumentarfilmen vergibt. weiterlesen >>>