Wir hören uns im Kino!

Berufsvereinigung der Filmtonschaffenden Österreichs

1. Der Beruf

Mischtonmeister*in ist ein künstlerisch-technischer Beruf in der Filmton-Postproduktion. Die Tonmischung ist der letzte Schritt bei der Bearbeitung der Tonebene eines Filmes. Hier werden die im Sound Design vorbereiteten und gestalteten Filmton-Elemente (Originalton, ADR-Aufnahmen, Foley-Aufnahmen, Sound-Effekte, Atmosphären und Musik) vom / von der Mischtonmeister*in zu einem stimmigen Gesamtklangbild zusammengefügt. 
Mischtonmeister*innen arbeiten dabei in Abstimmung mit dem / der Sound Designer*in und tragen wesentlich zur dramaturgischen Gestaltung und klanglichen Wirkung eines Filmes bei, da in der Tonmischung die bestmögliche Balance zwischen künstlerischer Gestaltung und technischer Umsetzung gefunden werden muss. Sie sind ein wichtiger Partner für die Regie, was finale dramaturgische, inhaltliche und technische Entscheidungen, sowie das Ausprobieren verschiedener gestalterischer Möglichkeiten betrifft.
 

2. Aufgabenbereiche

 
Ziel einer Filmtonmischung ist es, aus all den angelieferten Sounds ein stimmiges Filmerlebnis zu erschaffen, die Aufmerksamkeit des Publikums der Erzählung gemäß zu steuern und dabei auf die richtige Balance zwischen Sprache, Geräuschen, Atmosphären und Musik zu achten.
 
2.1. Künstlerischer Aufgabenbereich:
  • Einbetten von Sounds unterschiedlichen Ursprungs in den filmischen Raum und Herstellen einer klanglichen Einheit. In der Dialogmischung ist das Anpassen der Originaltöne und der Studioaufnahmen eine Kernaufgabe.
  • Einsortieren, Aussortieren, Arrangieren und Gewichten der Sounds nach qualitativen und dramaturgischen Gesichtspunkten.
  • Schaffen von Glaubhaftigkeit und filmischer Realität. Gestalten des filmischen Raum-Zeit Kontinuums.
  • Beeinflussung der Filmwahrnehmung durch das verantwortungsvolle Lenken der Aufmerksamkeit der Betrachter*in durch die Tongestaltung.
  • Anpassen von Filmmusik in ihrer Klanglichkeit und Räumlichkeit an die Erfordernisse der jeweiligen Filmszene.
  • Unterstützung der Regie durch künstlerische Vorschläge zur dramaturgischen Tongestaltung und Angebot / Vorstellung verschiedener Lösungsmöglichkeiten.
  • Wichtige letzte Instanz, Ansprechpartner*in und Kontrollorgan zum Abschluss des Sound Designs.
  • Moderation oder manchmal auch Mediation zwischen den verschiedenen Departments – Regie, Sound Design, Vertretung der “unsichtbaren dritten Partei” – des Publikums.
 
2.2. Technischer Aufgabenbereich:
 
  • Einrichtung von DAW, Session und Mischpult.
  • Erstellung einer Tonmischung, die dem angestrebten Wiedergabeformat (Kino, TV, online etc.) sowie unterschiedlichen Abhörsituationen entspricht und etwaige Normen (z.B. die europäische Lautheitsnorm EBU R128 für Fernsehproduktionen) einhält.
  • Umgang mit Metering- und Messwerkzeugen und korrekte Interpretation derselben.
  • Umgang mit diverser Software und Plugins zur Bearbeitung, Restaurierung und Veränderung von Sounds.
  • Zeit- und Ablaufplanung der Mischung, Vormischung, Hauptmischung, IT-Mischung.
  • Erstellen von Deliveries (d. h. verschiedenen Mischungen desselben Films) und Stems für verschiedene Zwecke der Weiterbearbeitung.
  • Verantwortung für die technische Qualität des Endprodukts.
 

3. Anforderungen

 
Mischtonmeister*innen benötigen Musikalität, ein exzellentes Hörvermögen und ein geschultes Ohr im Hinblick auf technische, klangliche und akustische Aspekte. Sie brauchen ein ausgeprägtes Wissen über Akustik, Psychoakustik, Tonstudiotechnik und eine breite Palette an Hardware, Software, Tools und Plugins, die für eine Filmtonmischung notwendig sind. Außerdem müssen sie Erfahrungen im Tonschnitt, Sounddesign und Kenntnisse im Bereich der Musikmischung bzw. des Masterings haben. Sie sollten ein Wissen über Film und Musik im Allgemeinen haben und benötigen ein großes Gespür für Dramaturgie.
Neben den technischen und künstlerischen Anforderungen benötigen Mischtonmeister*innen zwischenmenschliche Kompetenzen und gute Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit Produktionen, Redaktionen, Regie und Sound Design.
Mischtonmeister*innen arbeiten oft unter Zeitdruck und brauchen eine ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit, sowie Geduld, Zeitmanagement und lösungsorientiertes Denken.
 

4. Ausbildung

 
Die Ausbildung zum bzw. zur Mischtonmeister*in erlangt man durch ein Studium im Bereich Tontechnik, Toningenieurwesen und/oder Medientechnik an Universitäten, Fachhochschulen oder privaten Lehrinstitutionen kombiniert mit einschlägiger, langjähriger Berufserfahrung im Bereich Tonschnitt und Sounddesign und/oder Praktika in Filmtonstudios.

 

Filmakademie Wien, Universität für Musik und darstellende Kunst
Institut für Elektroakustik, Universität für Musik u. darstellende Kunst in Wien
Fachhochschule St. Pölten, University of Applied Sciences
SAE – School for Audio Engineering, Wien